Die Steinerne Agnes ist ein alleinstehender etwa 15m hoher Obelisk aus bröseligem Ramsaudolomit im Lattengebirge. Sie heißt so, weil sie - mit viel Phantasie - die Form einer Sennerin mit Hut hat. Der Legende nach war die Agnes eine keusche und sehr reizvolle Magd, die vom Teufel verfolgt wurde. Als der schlimme Bursche sie zu erreichen drohte, wurde sie gnädigerweise zu Stein verwandelt, so dass sie nicht mehr vom „Teifi” geschändet werden konnte. Interessantes Schicksal...

Bei Berchtesgadenern ist es relativ beliebt, der Agnes „auf den Hut” zu steigen, man sollte mit diesem einmaligen Naturdenkmal allerdings bitte sehr schonend umgehen. Die Kletterei ist sehr kurz und keine eigentliche Tour, sie ist ganz gut geeignet in Verbindung mit der „Hexe”.

Unsere erste Begegnung mit der Agnes war ein Notausweicher, weil wir uns - ganz ganz am Anfang unserer „Kletterkarriere” stehend - die benachbarte Hexe dann doch nicht getraut hatten. Dort mussten wir dann feststellen, dass all unsere schöne Theorie über die Nützlichkeit von Zwischensicherungen wenig bringt, wenn der Fels eben keine Zwischensicherungen zuläßt. Der Vorsteiger war schließlich doch noch mutig genug und wir Nachsteiger waren ja ordnungsgemäß von oben gesichert und konnten zügig aufsteigen. Lediglich zum Abziehen unserer mühsam geknüpften Sicherungskonstruktion haben wir dann wieder etwas länger gebraucht

Weg

 

Lage:

Steinerne Agnes (etwa 1400m), Lattengebirge, Berchtesgadener Alpen, Deutschland. Ausgangspunkt ist ein Wanderparkplatz auf der Straße von Bad Reichenhall nach Berchtesgaden, etwa 200m nach dem Bahnübergang Hallturm, auf der rechten Seite.

 

Zustieg:

Vom Parkplatz aus etwa 90 min Aufstieg zum Rotofensattel ueber schattigen Wanderweg, viele Serpentinen, aber angenehm zu gehen. Nun über den Sattel auf Wanderweg weiter zur verfallenen Rotofen-Jagdhütte, etwa 15min. Von hier ca. 100m durch Gebüsch im Wald aufwärts bis man an den Fuß der Steinernen Agnes gelangt. Der Einstieg befindet sich im Aufstiegssinne an der rechten Seite des Felsens.

 

Route:

Nur 1 SL: An der Wand am oberen Ende des Obelisken gerade hinauf (II) auf ein schmales Band. Das Band wird unschwer nach links über eine Unterbrechungsstelle bis zu einem Riß verfolgt. Diesen 5m hinauf (III) auf die Schulter der Agnes. Nun entweder per „Räuberleiter” (= menschlicher Steigbaum) oder frei (V) auf den Hutrand hinauf.

 

Abstieg:

Entweder ungesichert abklettern (VORSICHT, nicht empfehlenswert!!!) oder abseilen. Beim Abseilen muss man evtl. ein Schlingerl opfern oder hoffen, dass sich das um den Hals von Agnes gelegte Seil abziehen läßt.

Schwierigkeiten

 

Technische Schwierigkeiten :

Bis auf die Hutkrempe leicht (III), je nach Technik ist diese aber recht schwierig (V). Der Vorsteiger sollte absolut 100%ig sicher sein, es gibt für ihn keine Sicherungsmöglichkeiten.

 

Orientierung:

Die Orientierung ist problemlos.

 

Sicherung:

Keine. Es steckt nichts und es ist aufgrund der Eigenheiten des brüchigen Felsens auch kein Keil oder Klemmgerät sinnvoll anzubringen. Man kann höchstens der Agnes mehrere lange, miteinander verbundene Bandschlingen um den Hals legen und daran die Nachsteiger sichern. Der Vorsteiger klettert aber immer free solo und riskiert damit im Ernstfall einen satten 15m-Sturz. E3-.

 

Objektive Gefahren:

Ramsaudolomit ist nicht gerade für seine Festigkeit berühmt und so ist auch die Agnes am Besten als „Kleinsplittrig” zu charakterisieren. Allerdings ist Rückzug ebenso kein Thema wie Steinschlag.

Charakteristik

 

Erstbegehung:

M. Hartmann, M. Bose, 1909.

 

Länge:

Etwa 20 Klettermeter, Höhe 15m.

 

Landschaft:

Der Zapfen ist sehr sehenswert und skurril.

 

Material:

Helm, mehrere lange Bandschlingen zum Sichern der Nachsteiger. Keile, Klemmgeräte und Haken kann (muss) man zuhause lassen.

 

Sonstiges:

Keine richtige Klettertour wie sonst, aber schon ein besonderes Erlebnis.

Literatur

H. Schöner, B. Kühnhauser: AV-Führer Berchtesgadener Alpen, Bergverlag Rudolf Rother, 1994. Tour 299. Keine Schwierigkeitsbewertung.

H. Froidl: Bayern - Tirol, 1993. Photo und Tourenbeschreibung, mit IV/A0, bzw. V bewertet. Leider bin ich mir nicht ganz sicher, ob das eine „offizielle” Seite von Hermann's Führer ist, die Froidl-Bücher haben irgendwie eine ganz eigene Logik...