Eine schöne Kurztour, bequem zu erreichen und noch ganz gut für bessere Anfänger geeignet. Die SL sind alle sehr kurz, die erste und zweite SL (zusammen etwa 30m) können auch gut zu einer kombiniert werden.

Diese Route war eine meiner ersten alpinen Klettertouren und entsprechend nervös war die Stimmung. Gleich am Einstieg kamen die ersten Zweifel, ob das auch die richtige Tour wäre, man hat nämlich bereits am Wandfuß einen ganz netten Tiefblick, da sich der Fels auf einem Kamm befindet. Damals befand sich in der ersten SL nur ein alter Rosthaken, was für uns „das Abenteuer” deutlich machte auf das wir uns da eingelassen hatten.

Der Stolz über die „gekraftmeierte” IVer-Stelle ließ die (freilich relative) Ausgesetztheit schnell vergessen, an elegantes Klettern ohne ständige Klimmzüge war damals nicht zu denken. Griffe? Welche Griffe, da gab’s doch nur einen einzigen Griff? Mit der Zeit lernt man dann doch, dass sich auch Felsgebilde unterhalb der Größe von Maßkrughenkeln durchaus zur Fortbewegung nutzen lassen.

Weiter oben wurde es endlich einfacher, erste Ermüdungserscheinungen der gequälten Oberarme machten sich breit. Aber oh mein Gott: über diesen ausgesetzten Grat soll es ernsthaft weitergehen? Das folgende Gekrieche und Gezittere ist Gott sei dank niemals festgehalten worden: Unsere Kamerafrau stand nämlich am Wandfuß in der irrigen Annahme, dass wir diese Kurztour in deutlich weniger als anderthalb Stunden schaffen würden.

Oben fühlten wir uns dann als die Kletterkönige unter dem Wanderfußvolk, unser dilettantisches Gemurkse hatte ja keiner bemerkt...

Weg

 

Lage:

Ettaler Manndl (1634m), Ammergauer Alpen. Ausgangspunkt ist die Talstation der Laaberbergstation in der Nähe von Oberammergau. Man klettert eigentlich am „Ettaler Weibl“, das an das Ettaler Manndl angrenzt und mit besagtem Grat verbunden ist.

 

Zustieg:

Von der Laaberbergstation (Lift) bequem und beschildert in 15 min zum Wandfuß.

 

Route:

1. SL: Die Kante gerade aufwärts (IV- bis IV), mittlerweile mit BH gesichert.
2. SL: Jetzt deutlich leichter (III) und geneigter weiter aufwärts bis man den Grat erreicht.
3. SL: Der Grat wird - luftig aber technisch einfach (II) - bis zu seinem Ende verfolgt.

 

Abstieg:

Vom Gipfel des Ettaler Manndls führt ein extrem abgeschmierter Klettersteig mit schmierigen Ketten hinunter. Vorsicht bei Nässe! Durch die Beliebtheit des Steigs ist mit erheblichem Gegenverkehr zu rechnen.

Schwierigkeiten

 

Technische Schwierigkeiten :

Die Tour wird in ihrem Verlauf technisch immer einfacher, die schwierigste Stelle dürfte bei IV liegen.

 

Orientierung:

Einfach, man verfolgt die Kante und anschließend den Grat zum Gipfel.

 

Sicherung:

Das vorhandene Material war früher nicht besonders toll. Markus Wagner hat mir aber berichtet, dass die Route mittlerweile an der Schlüsselstelle mit Bohrhaken abgesichert ist. Somit also E0.

 

Objektive Gefahren:

Gering, angesichts der Kürze der Tour (und der Nähe der Bergstation) hat die Route schon fast Klettergarten-Charakter.

Charakteristik

 

Erstbegehung:

Unbekannt.

 

Länge:

Etwa 100 Klettermeter und 60 mH.

 

Landschaft:

Man hat immer wieder schöne luftige Tiefblicke, sowohl in der Schlüsselstelle, als auch auf dem Grat.

 

Material:

Helm, Keile, Schlingen.

 

Sonstiges:

Den Rucksack kann man bequem am Einstieg lassen. Unangenehm ist die meist große Menschenmenge, die den schmierigen Klettersteig hinauf- und wieder hinunterschwitzt.

Literatur

Hermann Froidl: Bayern - Tirol, Touristik-Topoverlag, 1993. Topo auf S. 64. Ebenfalls mit IV bewertet.